Prädikat besonders wertvoll - FBW-Gutachten
Die Filmbewertungsstelle hat dem Film einstimmig das höchste Prädikat erteilt.
Malte Ludins Film beginnt mit den Kommentarsätzen des Regisseurs: „Dies ist die Geschichte meines Vaters, eines Kriegsverbrechers, meiner Mutter, meiner Geschwister, Nichten und Neffen. Eine typisch deutsche Geschichte“.
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Der Vater war Hanns Elard Ludin, Reichswehroffizier, seit 1931 in der SA. Er gehörte zu den wenigen SA-Führern, die den „Röhm-Putsch“ überlebten. Sein absoluter Glaube an Hitler („Sein Wille ist rein“) führte ihn in die politische Elite des faschistischen Reiches. Seit 1941 agierte er als Gesandter beim klerikal-faschistischen slowakischen Tiso-Regime und er war beteiligt am Holocaust der slowakischen Juden. Hanns Ludin wurde nach dem Kriege zum Tode verurteilt und 1947 in Bratislava mit dem Strang hingerichtet.
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Malte Ludin hat viele Jahre an seinem Dokumentaressay gearbeitet, und er sieht ihn als Deutschstunde und Geschichtsstunde zugleich, aber vor allem als notwendigen Gerichtstag. Der „Gerichtstag“ findet mit den Mitgliedern der Familie in mehreren Generationen statt. Malte Ludins Schwestern widersetzen sich in der Tradition der Mutter hartnäckig der Wahrheit, lassen sie nicht an sich heran. Sie weigern sich, die Schuld des Vaters einzuräumen, ja glorifizieren und mythisieren seine Person, eine Schwester gibt dem Vater sogar nachträglich die Weihe eines Opfers. Eine Lebenslüge als persönlicher und gesellschaftlicher Schutzinstinkt. Die „Unfähigkeit zu trauern“ als komplexes historisches Trauma.
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Malte Ludin, der seinen Vater kaum gekannt hat, macht diese Verdrängungsprozesse auf schier gespenstische Weise sichtbar. Sein außerordentlich mutiger Film ist eine quälend- unerläßliche Provokation. Das schmerzvolle Sezieren des Films erweitern die Begegnungen mit Überlebenden des Holocaust (Täterkind begegnet Opferkindern) und Diskurse mit der jüngsten Generation der Familie, der es zusehends gelingt, sich vom übermächtigen Schatten des Großvaters zu befreien. Die Enkelgeneration ist es, die hier Hoffnung macht.
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„Zwei oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß“ ist einer der aufregendsten und intensivsten deutschen Dokumentarfilme der letzten Jahre. Auch in seiner psychologischen Vielschichtigkeit und ästhetischen Genauigkeit ist der Film ein bemerkenswertes Unikat. Der überaus beziehungsreich reflektierte deutsche Familienkosmos ist exemplarisch auch als Gegenpol gegen die aktuellen Tendenzen der Geschichtsverdrängung und der leichtfertigen medialen Spiele mit Tabuverletzungen. Nicht zuletzt ist dies ein filmisch virtuos gestaltetes Werk (Kamera Franz Lustig), dessen Tonebene und Musik ebenfalls hochinteressant sind.
Die FBW-Jury vergab deshalb an Malte Ludins Film einstimmig das Prädikat „besonders wertvoll“. |
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